Ein zweites Datencenter im Kanton Schaffhausen?
Publiziert: Dezember 2025
Wie die «Schaffhauser Nachrichten» (SN) in der Ausgabe vom 26. November 2025 berichteten, finden bereits Gespräche über ein zweites Datencenter im Kanton Schaffhausen statt. Dabei ist das erste noch nicht mal fertig gebaut. Wie Recherchen der SN zeigen, laufen in Beringen Gespräche mit Betreibern von Datencentern.
«Denn der Kanton ist ideal für solche Infrastruktur: Er verfügt über ein gut ausgebautes Glasfaser- und Stromnetz und liegt entlang einer wichtigen Verkehrsachse (Zürich – Stuttgart). Hinzu kommt, dass wichtige transatlantische Datenkabel an der französischen Atlantikküste entlang und von dort aus über diverse Verbindungen in Richtung Frankfurt führen. Dort befindet sich einer der weltweit wichtigsten Internetknoten. Die Folge: Schaffhausen dürfte ein attraktiver Standort für weitere Datencenter bleiben.», so die SN.
Inzwischen hat die Politik Wind von den Gesprächen bekommen, die in Beringen laufen. Maurus Pfalzgraf (Grüne) will von der Schaffhauser Regierung wissen, wie sie sich im Falle eines Baugesuchs für ein Datencenter verhalten werde.
«Teilt der Regierungsrat die Auffassung, dass er alles in seiner Macht Stehende tun sollte, um darauf hinzuwirken, dass ein allfälliges zweites Datencenter an einem abwärmetechnisch sinnvolleren Ort gebaut wird?», fragt Pfalzgraf. Die Abwärmenutzung sei mit erheblichen Investitionskosten verbunden. Diese Kosten wären tiefer, so Pfalzgraf, wenn das Datencenter näher an einem Siedlungsraum steht. Denn wo gelebt wird, gibt es einen grösseren Wärmebedarf. «Nur schon aus dem Vorsorgeprinzip wäre es sinnvoll, wenn der Kanton versuchen würde, künftig zu verhindern, dass ein allfälliges zweites Datencenter oder ein anderer Abwärmeproduzent in dieser Grössenordnung wieder an einem abwärmetechnisch schlechten Ort gebaut wird.»
Am 1. Januar 2026 tritt das neue Energiegesetz in Kraft. Dieses schreibt vor, dass grosse Abwärmeproduzenten dazu verpflichtet werden, die Abwärme Dritten zur Verfügung zu stellen. Pro Wind Schaffhausen hat sich im Rahmen des überparteilichen Komitees «2x JA zu Schaffhauser Energie» für dieses Gesetz eingesetzt, das am 18. Mai 2025 mit einem Ja-Anteil von 60 % von den Schaffhauser Stimmberechtigten angenommen wurde. Dieser neue Paragraf ist richtig und wichtig, doch er ist nicht ausreichend, um die Platzierung von neuen Datencentern besser steuern zu können. Wie die SN zu Recht schreibt, ist es gar nicht so einfach, dass die Wärme aus Beringen an einen Ort kommt, an dem sie gebraucht werden kann.
Deshalb braucht es zusätzliche Instrumente. Analog zur Regelung bei der erneuerbaren Stromproduktion ab einer bestimmten Grösse («nationales Interesse» ab einer Produktion von 20 GWh) handelt es sich bei grossen Datencentern um Projekte von nationaler Bedeutung. Doch bis jetzt fehlt eine nationale Strategie bzw. eine nationale Koordination. Viele Datencenter werden leider nicht dort gebaut, wo die Abwärme optimal genutzt werden könnte. Bezogen auf den Kanton Schaffhausen heisst das: Zielführend wäre die Steuerung über den kantonalen Richtplan. Sprich: Im Richtplan sind für Rechenzentren geeignete Gebiete auszuscheiden, dies im Sinne einer Positivplanung. Nur so kann gewährleistet werden, dass es nicht wieder ein Déjà-vu gibt.
Rechenzentren machten im Jahr 2024 6 bis 7 Prozent (je nach Quelle) des gesamten Schweizer Stromverbrauchs aus. Der Anteil könnte – bei künftig landesweit konstantem Stromverbrauch – bis 2030 auf bis zu 15 Prozent anwachsen. Rechenzentren sind im Grunde genommen riesige Elektroheizungen: Fast die gesamte elektrische Energie, die von Rechenzentren verbraucht wird, wird als Abwärme freigesetzt. Der Anteil der nutzbaren Abwärme am Stromverbrauch beträgt 80 %. Deshalb ist eine optimale Standortwahl ein Muss.