Windenergie: Ein unverzichtbares Puzzleteil
Publiziert: Dezember 2025
Auf dieser Seite wird aufgezeigt, warum die Nutzung der Windenergie so wichtig ist und wie sich Wind- und Solarenergie optimal ergänzen.
Weniger CO2-Emissionen und mehr Effizienz dank Elektrifizierung
Publiziert: Dezember 2025
Der Weg zu einer drastischen Reduktion der klimaschädlichen CO2-Emissionen führt zwangsläufig über die Elektrifizierung des Verkehrs- und des Wärmesektors. Dies, indem Verbrennerfahrzeuge durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden sowie fossile Heizungen in den meisten Fällen durch Wärmepumpen. Dieser Weg wird auch als Dekarbonisierung bezeichnet. Das bedeutet nicht nur weniger CO2-Emissionen, sondern auch mehr Energieeffizienz. Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen ist gemeinsam, dass sie die Energie viel effizienter nutzen als ihre fossilen Konkurrenten.
Bei einer Wärmepumpe stammt die Energie zu 65 % bis zu 80 % aus der Umwelt. 20 % bis 35 % entfällt auf die elektrische Antriebsenergie. Bei einem Elektrofahrzeug ist der Wirkungsgrad rund dreimal höher als beim Verbrennerfahrzeug.
Deshalb kommt auch der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE in seiner aktuellen Studie «Update Energiezukunft 2050» zum Schluss, dass der Bruttoenergieverbrauch bis ins Jahr 2050 von 283 TWh auf 184 TWh sinken wird, der Stromverbrauch aber von 63 auf 91 TWh steigen wird. Diese scheinbare Diskrepanz lässt sich mit den grossen Effizienzgewinnen wegen der Elektrifizierung erklären. Siehe auch die Seite Windenergiepotenzial und Ausbauziele in der Schweiz.
Bruttoenergieverbrauch: Der Bruttoenergieverbrauch ist die gesamte Energiemenge, die in einem Land oder einer Region verbraucht wird. Er umfasst den Verbrauch von Strom, Fernwärme, Kraftstoffen und Brennstoffe (inkl. Verluste).
Diese Grafik zeigt, dass eine Wärmepumpe den grössten Teil der Wärmeenergie aus der Umgebung (Luft oder Erdreich) gewinnt. Quelle: baunetzwissen.de
Eine sehr anschauliche Grafik ist die folgende:
Typische Energiewandlungseffizienzen im Laufe der Zeit in Prozent – Durchschnittsangaben aus der Literatur. Grafik: Andrew Timmins/3EPunkt
Steigender Strombedarf
Publiziert: Dezember 2025
Die Dekarbonisierung führt, wie bereits oben erwähnt, zu einem höheren Strombedarf. Dieser soll selbstverständlich möglichst mit erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Doch auch andere Faktoren beeinflussen den zukünftigen Zubau von neuen Erzeugungsanlagen:
- Laut einer Studie der Hochschule Luzern im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE) verbrauchten Rechenzentren in der Schweiz im Jahr 2019 rund 2,1 Terawattstunden Strom, etwa 3,6 Prozent des Landesverbrauchs. Gemäss Adrian Altenburger, Studienautor und Professor an der Hochschule Luzern, hat sich der Stromverbrauch der Rechenzentren zwischen 2019 und 2024 fast verdoppelt. Damit machten die Rechenzentren im Jahr 2024 7 Prozent des gesamten Schweizer Stromverbrauchs aus. Der Anteil könnte – bei künftig landesweit konstantem Stromverbrauch – bis 2030 auf bis zu 15 Prozent anwachsen. Das wäre mehr als der gesamte Kanton Zürich im Jahr 2023 verbrauchte. Eine weitere Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Gemäss dieser macht der ICT-Sektor fast 12 % des gesamten Stromverbrauchs des Landes aus, davon entfällt rund die Hälfte auf Rechenzentren. Quellen: swissinfo und E4S & Resilio
- Ein Drittel der Stromerzeugung wird in der Schweiz bis 2050 wegfallen, da die bestehenden Kernkraftwerke altershalber stillgelegt werden. Im Jahr 2024 betrug der Kernenergieanteil 31 % der Nettostromerzeugung.
Nettostromerzeugung: Menge an Strom, die nach Abzug des Eigenverbrauchs der Kraftwerke ins Netz eingespeist wird.
Der Stromverbrauch hat sich zwischen 2005 und 2024 praktisch nicht verändert und betrug im Jahr 2024 57,5 TWh. Dies trotz einer Zunahme der Bevölkerung, mehr Gebäuden, mehr Wärmepumpen und den Bau von Rechenzentren. Das lässt sich nur so erklären, dass Anlagen, Geräte und Beleuchtungen effizienter geworden und bei gleichem Komfort weniger Strom benötigen. Ausserdem wurden viele ineffiziente Stromfresser (Elektroheizung, Elektroboiler) durch bessere Technologien (Wärmepumpe, Wärmepumpenboiler) ersetzt. Es besteht also Grund zur Hoffnung, dass die zusätzlich möglichen Effizienzgewinne in den Prognosen unterschätzt werden und dass deshalb der Stromverbrauch weniger stark ansteigt als befürchtet. Denn nach wie vor besteht und grosses Einsparpotential durch effiziente Anlagen und Geräte, intelligente Systeme und Verhaltensänderungen.
Es ist jedoch gefährlich, den Ausbau der Erneuerbaren von Fortschritten bei der Stromeffizienz abhängig zu machen. Beides – Produktion und Effizienz – müssen Hand in Hand gehen. Auch die Rechenzentren sind kein Argument, den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion zu stoppen. Denn der Produktionsmix in der Schweiz ist nahezu CO2-frei. Dies ist aber beim importierten Strom nicht der Fall. Würde also die erneuerbare Stromproduktion mit dem zunehmenden Verbrauch nicht Schritt halten, dann würde mehr importiert werden müssen und/oder der Bedarf mit zusätzlichen Gaskraftwerken gedeckt. Beides ist keine gute Option.
Entwicklung des Elektrizitätsverbrauchs in der Schweiz seit 1990 in Terawattstunden (TWh). Quelle: BFE
Optimaler Mix aus Sonne und Wind
Publiziert: Dezember 2025
Zukünftig muss also bedeutend mehr Strom aus erneuerbaren Quellen produziert werden. Das Potenzial der Wasserkraft ist nahezu erschöpft; Biomasse kann nur einen begrenzten Beitrag leisten. Strom aus Sonne und Wind müssen es also richten. Die meisten Studien kommen zum Schluss, dass ein optimaler Mix von Photovoltaik und Windkraft die beste Option ist. So schreibt der VSE in seiner aktuellen Studie «Update Energiezukunft 2050»: «Die beiden Technologien ergänzen sich, haben beinahe komplementäre Produktionsmuster: Ein optimaler Mix der beiden Technologien würde nicht nur die Winterstromlücke verkleinern (auf ca. 4 TWh) und zu tieferen Systemkosten führen, sondern auch die Überschüsse im Sommer wegen weniger Photovoltaik reduzieren.» Siehe auch die Seite Windenergiepotenzial und Ausbauziele in der Schweiz.
Doch, wie sieht die Realität aus? Photovoltaik deckt im Jahr 2024 bereits über 10 % des Endbedarfs, Windenergie aber erst 0,3 %. Das Verhältnis installierter Leistung Photovoltaik zu installierter Leistung Windenergie beträgt rund 80 zu 1 (Ende 2024).
In den meisten europäischen Ländern wurde der Ausbau der Photovoltaik und der Windenergie parallel vorangetrieben. In Deutschland beträgt das Verhältnis installierter Leistung Photovoltaik zu installierter Leistung Windenergie rund 1,3 zu 1, in Frankreich 0,9 zu 1, in Italien 0,7 zu 1 und in Österreich 2 zu 1. Die Schweiz ist also beim Ausbau der Windenergie arg in Rücklage und weit vom Ziel von 4,3 TWh entfernt (2024: 0,17 TWh).
Installierte Netto-Leistung zur Stromerzeugung in Deutschland von 2015 bis 2025. In Deutschland erfolgt der Ausbau der Solarenergie und der Windenergie koordiniert, wenn auch die Solarenergie in den letzten Jahren schneller ausgebaut wurde. Quelle: Energy-Charts
Warum ist ein Ausbau der Windenergie denn so wichtig?
Publiziert: Dezember 2025
Die folgende Grafik zeigt die öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland im Jahr 2024 pro Monat für Wind und Solar. Die Farben haben folgende Bedeutung: Schwarz = Last, gelb = Solar, hellgrün = Wind Onshore, dunkelgrün = Wind Offshore.
Last: Die Last ist die elektrische Leistung, die von Stromverbrauchern aufgenommen wird. Der Hauptunterschied zwischen «Last» und «Endenergieverbrauch» besteht darin, dass die Last den gesamten Stromverbrauch inklusive Netzverluste darstellt, während der Endenergieverbrauch sich auf die Energie bezieht, die von den Endverbrauchern tatsächlich genutzt wird. Quelle: Energy-Charts
Die Grafik zeigt folgendes:
- Der Anteil von Wind und Solar an der Last liegt in der Regel zwischen 40 und 45 %. Nur der November war ein Ausreisser mit nur 34 %. Am höchsten war der Anteil im Februar mit 47 %.
- Der Anteil Solar beträgt im Juli 23 %, im Dezember aber bloss 2,5 %.
- Windenergie ist ausgeglichener. Das Maximum war im Januar bei 42 %, das Minimum im August bei 18 %.
Interessant ist ein Vergleich zwischen Deutschland und der Schweiz. Die folgende Grafik zeigt die öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland im Jahr 2024 pro Monat für alle Erneuerbaren. Von oben nach unten: Solar, Wind Onshore, Wind Offshore, erneuerbarer Müll, Pumpspeicher, Speicherwasser, Biomasse, Laufwasser. Mit «Laufwasser» sind Flusskraftwerke gemeint.
Das gleiche Bild für die Schweiz. Von oben nach unten: Solar, Wind Onshore, Pumpspeicher, Speicherwasser, Laufwasser):
Die Grafik zeigt folgendes:
- Die Schweiz kann bereits jetzt den Strombedarf in den Monaten Mai bis Oktober nur mit den Erneuerbaren (d.h. ohne Kernenergie) decken.
- Die Laufwasserkraftwerke produzieren im Sommer bedeutend mehr Strom als im Winter. Die Unterschiede von Monat zu Monat sind frappant: 17 % der Last im Februar, 52 % im Juli.
- Solar kommt im Januar auf 2 %, im Juli aber bereits auf 21 % der Last.
- Der Windanteil ist so gering, dass er in der Grafik nicht erkennbar ist.
Die Schweiz hat einen Trumpf in der Hand, den Deutschland kaum hat: Speicherwasserkraftwerke und Pumpspeicherkraftwerke. Speicherkraftwerke ermöglichen die Verschiebung der Stromproduktion von Sommer in den Winter (saisonale Speicherung). Das heutige Volumen der Speicherseen vermag Wasser zur Produktion von rund 9 TWh Strom zurückzuhalten, was knapp 30 Prozent des Schweizer Stromverbrauchs im Winterhalbjahr entspricht.
Andererseits kommt aber deutlich zum Ausdruck, dass die Windenergie als wichtiges Puzzlestein vollständig fehlt. Dies zeigt sich in den Wintermonaten. In Deutschland trägt die Windenergie in den kältesten Monaten November bis Februar zwischen 30 und 40 % zur Stromversorgung bei.
Der Beitrag von Photovoltaik und Windenergie im Winter
Publiziert: Dezember 2025
Ein besonderes Augenmerk gilt der Stromversorgung im Winter, also dann, wenn der Stromverbrauch (Wärmepumpen, Elektroheizungen, Beleuchtung) hoch ist sowie Laufwasserkraftwerke und Photovoltaikanlagen weniger produzieren.
Die folgende Grafik zeigt, welcher Anteil der Jahresenergie im Winterhalbjahr produziert wird (bezogen auf die Schweiz):
Im Winterhalbjahr produzieren Windenergieanlagen über 60 % der Jahresenergie, Laufwasserkraftwerke gegen 40 % und Photovoltaikanlagen rund 25 %.
Bei «Windenergie» und «Laufwasser» wurde der Landesverbrauch der Jahre 2022 bis 2024 gemittelt, bei «Photovoltaik» der Landesverbrauch 2024. Datenquelle: Energy-Charts
Beachtet werden muss, dass die Erträge bei der Windenergie über mehrere Jahre betrachtet ähnlich hoch sind (z.B. beim Windpark Verenafohren zwischen 19 und 24 GWh), die Erträge für einen bestimmten Monat aber grossen Schwankungen unterliegen. Wiederum Verenafohren: Im Februar 2020 wurde die vierfache Menge an Strom produziert im Februar 2025.
Die folgende Grafik zeigt, welcher Anteil der Jahresenergie im meteorologischen Winter (Dezember bis Februar) produziert wird (bezogen auf die Schweiz):
Im meteorologischen Winter (Dezember bis Februar) produzieren Windenergieanlagen rund 33 % der Jahresenergie, Laufwasserkraftwerke gegen 20 % und Photovoltaikanlagen weniger als 10 %.
Die Unterschiede sind frappant, insbesondere im meteorologischen Winter.
Das ist kein Bashing gegen die Photovoltaik! Denn die Photovoltaik hat viele Pluspunkte:
- Das realisierbare Potential bei der Photovoltaik ist grösser als bei der Windenergie.
- Photovoltaikanlagen können an, auf oder über bereits genutzten Flächen (Dächer, Fassaden, Parkplätze) installiert werden.
- Die meisten bisher installierten Solarstromanlagen sind so aufgestellt worden, dass der Jahresertrag möglichst hoch ist. Eine winteroptimierte Aufstellung würde wohl den Jahresertrag etwas mindern, dafür wäre die Produktion im Winter höher.
- Wasserkraft, Windenergie und Photovoltaik ergänzen sich in idealer Weise, wie das Beispiel Deutschland zeigt.
Szenarien für die Schweiz
Publiziert: Dezember 2025
Wir schauen uns an, wie sich verschiedenen Prognosen puncto Zubau der Solar- und der Windenergie bis im Jahr 2050 auf die einzelnen Monate auswirken. Verglichen wird das Szenario «ZERO Basis», Energieperspektiven 2050+, BFE mit dem Szenario «mehr Windkraft», Update «Energiezukunft 2050», VSE. Beide Szenarien beziehen sich auf das Jahr 2050. In beiden Szenarien beträgt der Landesverbrauch für Elektrizität 76 TWh. Die Aufteilung auf die einzelnen Monate wurde aufgrund des Landesverbrauchs der Jahre 2022 bis 2024 hochgerechnet. Beim Laufwasser wurde der Durschnitt der Jahre 2022 bis 2024 eingesetzt. Beim Solarstrom wurden die Werte des Jahres 2024 hochgerechnet, beim Wind wurde der Durchschnitt der Jahre 2022 bis 2024 hochgerechnet. Bewusst nicht berücksichtigt wird die Produktion aus Speicherwasserkraftwerken und Pumpspeicherkraftwerken, denn diese kann zeitlich gesteuert werden. Ebenfalls nicht berücksichtigt sind die Stromerzeugung aus Biomasse, Biogas, ARA und KVA, da diese gemäss den Szenarien in der Summe «nur» etwa 3 % des Landesverbrauchs im Jahr 2050 decken werden.
Szenario Energieperspektiven 2050+ (BFE). Verbrauch und Produktion im Jahr 2050 in GWh.
Szenarien für den Kanton Schaffhausen
Publiziert: Dezember 2025
Der Kanton Schaffhausen hat sich im Jahr 2025 neue Ziele bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gesetzt. Im Jahr 2030 sollen 265 GWh aus erneuerbaren Energien (ohne die Wasserkraft) stammen. Siehe auch xxx.
Im Folgenden werden vier Varianten «Stromverbrauch und erneuerbare Stromproduktion» präsentiert. Alle vier Varianten gehen von einem Stromverbrauch von 500 GWh aus. Die Produktion aus Wasserkraft beträgt bei allen Varianten 210 GWh. Die Werte für Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse wurden anhand der monatlichen Produktionswerte im Kanton Schaffhausen hochgerechnet (Datengrundlage: Pronovo AG). Bei der Windenergie wurden die monatlichen Produktionswerte des Windparks Verenafohren hochgerechnet. Da dieser Windpark unmittelbar an der Schweizer Grenze liegt, sind die Produktionsmuster vergleichbar.
Variante 1: Das Ziel von 265 GWh wird fast ausschliesslich mit dem Zubau der Photovoltaik erreicht. PV: 255 GWh, Wind: 0 GWh, Biomasse: 10 GWh.
Variante 2: Das Ziel von 265 GWh wird mit einem Mix zwischen Photovoltaik und Wind erreicht. PV: 210 GWh, Wind: 45 GWh, Biomasse: 10 GWh. Diese Variante entspricht der aktuellen Energiestrategie des Kantons.
Variante 3: Wind wird gegenüber Variante 2 stärker gewichtet. PV: 150 GWh, Wind: 105 GWh, Biomasse: 10 GWh. Total: 265 GWh. 105 GWh Windenergie entsprechen dem oberen Wert im aktuellen Richtplan.
Variante 4: Wind wird weiter ausgebaut. PV: 150 GWh, Wind: 200 GWh, Biomasse: 10 GWh. Total: 360 GWh.
Variante 1 verdeutlicht, dass ein nahezu ausschließlicher Ausbau der Photovoltaik im Winter zu einer erheblichen Diskrepanz zwischen Energiebedarf und -erzeugung führt. Variante 3 zeigt, dass bereits mit einer Jahresproduktion von 105 GWh Windenergie auch im Winter ein beträchtlicher Teil aus erneuerbaren Quellen stammen würde. Mit 200 GWh Windenergie in Variante 4 wird auch im Winter ein hoher Deckungsgrad erreicht. Variante 4 ist jedoch nicht realistisch, da in den im aktuellen Richtplan vorgesehenen Gebieten «nur» etwa 105 GWh Strom aus Windkraft produziert werden kann.
Photovoltaik könnte auch im Winter mehr Strom erzeugen
Publiziert: Dezember 2025
Die meisten bisher installierten Solarstromanlagen sind so aufgestellt worden, dass der Jahresertrag möglichst hoch ist. Dies ist bei einer Dachneigung bzw. einem Aufstellwinkel zwischen 30 und 45 Grad und einer Ausrichtung nach Süden der Fall. Gemäss Berechnung mit dem Solarrechner-Tool beträgt bei einer optimalen Dachneigung von 35 Grad der Anteil der im Winterhalbjahr produzierten Energie etwa ein Drittel der Jahresenergie. Betrachten wir nur den meteorologischen Winter von Dezember bis Februar sind es bloss 13 %.
Bei einem Flachdach kann man die Solarpanels auch fast senkrecht montieren. Bei einem Aufstellwinkel von 80 Grad sinkt wohl der Jahresertrag um rund 20 %, doch der Ertrag im Winterhalbjahr steigt auf 42 % und im meteorologischen Winter auf 18 %.
Nun betrachten wir die gleiche Anlage in Davos. Der Jahresertrag bei einer Dachneigung von 35 Grad ist 20 % höher als in Schaffhausen. Der Ertrag im Winterhalbjahr beträgt 37 % und im meteorologischen Winter sind es 16 %. Bei einem Aufstellwinkel von 80 Grad sinkt der Jahresertrag ebenfalls um rund 20 %, doch der Ertrag im Winterhalbjahr steigt auf 48 % und im meteorologischen Winter immerhin auf 23 %.
Bis vor kurzem bestand kaum ein Anreiz, die PV-Anlagen so aufzustellen, dass möglichst viel Strom im Winterhalbjahr produziert wird. Deshalb hat der Bund einen Neigungswinkelbonus eingeführt und diesen per 1. Januar 2025 deutlich erhöht. Bedingung ist, dass die Anlage eine Neigung von mindestens 75 Grad aufweist.
Solarstromproduktion pro Monat bei einer Dachneigung von 35°. Berechnet mit dem Solarrechner von Swissolar. Standort: 8200 Schaffhausen. Leistung auf Dach: 5.2 kW (26 m²), Orientierung der Module: 0°. Jahresertrag: 5'705 kWh.
Solarstromproduktion pro Monat bei einer Dachneigung von 80°. Jahresertrag: 4'455 kWh.
Bei einer Neigung von 80° sind die Erträge in den Monaten Februar, März, April, September und Oktober fast so hoch oder höher als in den Monaten Mai bis August.
Weiterführende Infos
Publiziert: Dezember 2025
Rechenzentren
Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2021 hat die Schweiz gemessen an der Bevölkerungszahl die zweithöchste Dichte an Rechenzentren in Europa. Quelle: NETZWOCHE
Eigentlich ist die Schweiz ein idealer Standort für Rechenzentren, da in der Schweiz der Strom fast CO2-frei produziert wird. Dies ist z.B. in Deutschland, Holland oder Irland nicht der Fall. Dort wird immer noch ein beträchtlicher Teil des Stroms aus fossilen Quellen erzeugt, wenn auch die Tendenz sinkend ist. Dazu kommt, dass Wasser (für die Kühlung der Server) bei uns (noch?) reichlich vorhanden ist.
Was aber zur Sorge Anlass gibt, ist das rasante Wachstum des Stromverbrauchs für Rechenzentren – nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit. Ein Treiber ist dabei die künstliche Intelligenz (KI oder englisch AI). Auch Videostreaming und Cloud-Dienste benötigen immer mehr Strom. Während wir den Stromverbrauch bei typischen Verbrauchern wie Beleuchtung, Geschirrspüler, Waschmaschine, Fernsehgerät und Laptop in etwa abschätzen können, tappen wir, wenn es um beanspruchte Rechenleistungen in Rechenzentren geht, völlig im Dunkeln. Es gibt wohl Schätzungen zum Stromverbrauch von KI-Anfragen, doch diese variieren je nach Sprachmodell sehr stark und die Angaben der Anbieter können nicht wirklich verifiziert werden. Es gibt weder Offenlegungspflichten für den Energieverbrauch von KI-Modellen, noch Standards für eine nachhaltige KI-Entwicklung, noch politische Rahmenbedingungen, die Innovation und Klimaschutz vereinen.
Stromaustausch mit dem Ausland
«Es gibt kaum eine Wettersituation, in der auf dem ganzen Kontinent gar kein Wind weht und damit ganz Europa gar kein Potential für Windenergie hätte» (Christian Grams vom Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich), 2017.
Wenn man sich die Europakarte mit der täglichen Windenergieproduktion zu Gemüte führt, stellt man fest, dass irgendwo immer Strom aus Windenergie produziert wird. Das gleiche gilt für die Photovoltaik. Es ist also selten so, dass in allen Ländern gleichzeitig Dunkelflaute herrscht. Stromaustausch ist deshalb wichtig, um die unstetige Produktion der Erneuerbaren über mehrere Regionen oder Länder auszugleichen. Die Schweiz besitzt viele Speicherwasserkraftwerke und Pumpspeicherkraftwerke. Wenn also Deutschland ein Überangebot an Wind- oder Photovoltaikstrom hat, importiert die Schweiz erneuerbaren Strom, wenn Deutschland zu wenig Strom aus erneuerbaren Quellen hat, liefet die Schweiz erneuerbaren Strom. Deutschland muss dann weniger Strom aus fossilen Quellen erzeugen. Die Schweiz ist also eine wichtige Drehscheibe für den Stromaustausch und hilft dadurch mit, den Strom klimafreundlicher zu produzieren.
Geografische Komplementarität: Jederzeit Windstrom in der Schweiz
Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Suisse Eole aus dem Jahr 2018, die auf den stündlichen Produktionsdaten von 26 Schweizer Windkraftanlagen basiert. Anhand von standardisierten Daten aus den verschiedenen sich damals in Betrieb befindlichen Windparks konnte das Produktionsprofil einer typischen Windturbine in der Schweiz ermittelt und die Komplementarität der Windregime der verschiedenen Regionen geprüft werden. In anderen Worten: Produzieren die Schweizer Windkraftanlagen alle gleichzeitig oder zu unterschiedlichen Zeiten?
Die Antwort ist klar: Die Windregime in der Schweiz ergänzen sich optimal. Eine einzelne Windturbine speist über ein Jahr gesehen bis zu drei Viertel der Zeit (wenn auch die meiste Zeit im Teillastbereich) Strom ins Netz ein. Dieser Wert steigt bei Betrachtung eines ganzen Windparks an und erreicht bei Berücksichtigung aller Schweizer Windkraftanlagen 100 %. Mit Windenergie wird folglich in der Schweiz jederzeit Strom produziert, was bedeutet, dass sie einen Teil des Bedarfs an Bandenergie abdeckt.
Die Studie «Ausgleich der europäischen Windkraftleistung durch räumliche Bereitstellung aufgrund von Wetterregimes» von den ETH Zürich aus dem Jahr 2017 hat zusätzlich auch die Komplementarität der Winde in 14 Regionen des Landes mit einem hochauflösenden Modell analysiert. Auch hier sind die Ergebnisse klar und bestätigen die von Suisse Eole gemachten Beobachtungen: Innerhalb der Schweiz ist eine geografische Komplementarität vorhanden ‒ insbesondere im Winter. Eine schweizweite Nutzung der Windenergie ist folglich strategisch wünschenswert und trägt zur Bandenergieproduktion bei. Damit leistet sie einen erheblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit.
Quelle: Windenergiestrategie: Winterstrom & Klimaschutz; Suisse Eole; 12. Juni 2020
Saisonale Komplementarität: wertvoller Beitrag der Windenergie im Winter
Zusätzlich zur Analyse der geografischen Komplementarität von Windkraftanlagen untersuchte Suisse Eole die saisonale Verteilung der Stromproduktion anhand von Produktionsdaten verschiedener Windparks in der Schweiz. Die Analyse zeigt: Im Durchschnitt werden zwei Drittel der von einer Windkraftanlage erzeugten Energie im Winterhalbjahr produziert, also genau dann, wenn der Stromverbrauch am höchsten ist. Eine Ausnahme bildet das Rhone-Knie im Wallis, wo die Produktion im Sommer aufgrund aussergewöhnlicher thermischer Winde deutlich höher ist.
Quelle: Windenergiestrategie: Winterstrom & Klimaschutz; Suisse Eole; 12. Juni 2020