Wenn nicht Wind – was dann?
Publiziert: Dezember 2025
Auf dieser Seite gehen wir der Frage nach, ob und welche Alternativen es zu einem Ausbau der Windenergie gibt.
Das Stromgesetz
Das Stromgesetz, das im Juni 2024 mit einem Ja-Anteil von 69 % angenommen wurde, sieht vor, die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien deutlich auszubauen. Bis im Jahr 2035 um 35 TWh und bis im Jahr 2050 um 45 TWh. Im Fokus steht der Ausbau der Solarenergie auf Gebäuden und Infrastrukturen sowie die Stärkung der Versorgungssicherheit im Winter. So soll die Winterstromproduktion bis 2040 um mindestens 6 TWh ausgebaut werden und der Winterstromverbrauch um 2 TWh bis 2035 reduziert werden. Das Stromgesetz lässt offen, mit welchen Massnahmen die Ziele erreicht werden sollen.
Im Jahr 2024 betrug die Produktion aus erneuerbaren Energien rund 44 TWh. Bis 2035 müssten es also rund 80 TWh und bis 2050 rund 90 TWh sein.
Die Grafik «Landesverbrauch und Produktion Erneuerbare 2050» zeigt, dass Verbrauch und Produktion nicht übereinstimmen. «Zu viel» im Sommer, «zu wenig» im Winter. Was ist zu tun?
Alternativen zu einem Windenergie-Ausbau?
Mit der Energie sparsam umgehen
Dies beinhaltet folgendes:
Technologiewechsel: Eine Wärmepumpe braucht drei bis viermal weniger Strom als eine Elektroheizung, ein Wärmepumpenboiler dreimal weniger als ein Elektroboiler.
Energieeffizienz: Werden Geräte, Apparate und Anlagen ersetzt, weisen diese meistens einen tieferen Stromverbrauch aus. Bei bestehenden Anlagen sind mit Optimierungen Einsparungen möglich, z.B. in der Gebäudetechnik und in der Industrie. Demgegenüber steht der Rebound-Effekt: Warum das Licht ausschalten, wenn die Lampe nur noch wenig Strom benötigt? Dazu kommt: Die «Long Hangig Fruits» sind häufig schon umgesetzt. Es wird also anspruchsvoller, mit neuen Massnahmen gleich grosse Einsparungen zu erzielen.
Betrieb ohne Nutzen (Beispiele): In einem leeren Büro brennt immer noch das Licht. In einem leeren Konferenzraum läuft die Lüftung auf der höchsten Stufe. Die alte Stereoanlage ist im Standby-Modus und braucht unnötig Strom.
Suffizienz (Beispiele): In eine kleinere Wohnung ziehen, wenn die Kinder ausgezogen sind. Die Raumtemperatur reduzieren. Ein Buch lesen, anstatt KI-Katzenvideos zu produzieren.
Im prognostizierten Landesverbrauch von 91 TWh sind bereits Effizienzmassnahmen enthalten. Ohne diese Effizienzmassnahmen wäre gemäss dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) der Verbrauch 7 TWh höher. Siehe Update der VSE-Studie «Energiezukunft 2050», Szenario «Stromgesetz ohne Effizienzmassnahmen». Es gibt unterschiedliche Ansichten, wie hoch das zusätzliche Einsparpotential wäre. Klar ist aber auch: Mit griffigeren Massnahmen liesse sich der erwartete Verbrauchszuwachs dämpfen. Falsch wäre jedoch, den Ausbau der Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen gegen Effizienzmassnahmen auszuspielen. Denn es braucht beides!
Strom vom Sommer in den Winter speichern
Mit einem Speicherkraftwerk kann man Strom über längere Zeit speichern, indem das Wasser nicht bei Stromüberschüssen im Sommer, sondern erst im Winter bei einer Stromknappheit zur Stromerzeugung genutzt wird. Das wird bereits heute so gemacht. Eine vielversprechende Technologie ist Power-to-Gas, d.h., überschüssigem erneuerbaren Strom aus Wind und Sonne durch Elektrolyse in chemische Energie umzuwandeln. Primär in Wasserstoff, der dann entweder direkt genutzt oder durch Zugabe von CO₂ in synthetisches Methan umgewandelt wird. Das Gas kann dann zu einem späteren Zeitpunkt durch Verbrennung oder durch elektrochemische Reaktionen in Brennstoffzellen in Strom umgewandelt werden. Doch eine schlechter Gesamtwirkungsgrad und hohe Kosten dämpfen die Euphorie etwas.
Nicht geeignet für eine Langzeitspeicherung sind hingegen Batteriespeicher, denn diese dienen der kurzzeitigen Speicherung von Strom, meistens vom Mittag in den Abend.
Mehr Import, neue Gaskraftwerke, neue Kernkraftwerke?
Die Schweiz wird auch zukünftig auf Importe im Winter angewiesen sein. Das Ziel muss aber sein, die Stromzukunft so zu gestalten, dass wir weder auf Gaskraftwerke, die mit Erdgas betrieben werden, noch auf neue Kernkraftwerke angewiesen sein werden. Um ein paar Reservekraftwerke werden wir wahrscheinlich nicht herumkommen, obwohl diese unwirtschaftlich sind.
Mehr Wind
Wird hingegen die Windenergie ausgebaut, kann der Winterstromanteil markant erhöht werden.
Landesverbrauch und erneuerbare Stromproduktion im Jahr 2050 gemäss dem Stromgesetz, den Energieperspektiven 2050+ des BFE, einer Erhöhung der Produktion aus Windenergieanlagen von 4,3 auf 13 TWh und einer Reduktion des Landesverbrauchs um 10 TWh (in TWh). Eigene Grafik
Der Stromimport in der kalten Jahreszeit von November bis Februar würde rund 7 TWh betragen. Der Stromimport könnte mit einem Ausbau von Power-to-Gas und der nachgelagerten Verstromung weiter reduziert werden. Es ist anzunehmen, dass sich bis 2050 die Technik weiterentwickelt.
Doch, um es deutlich zu sagen: Dieses Szenario ist sehr ambitioniert, was den Ausbau der Windenergie um weitere 8,7 TWh und die Reduktion des Landesverbrauchs um zusätzliche 10 TWh anbelangt.
Die 13 TWh basieren auf der Studie «Woher der Strom im Jahr 2050 kommt». Siehe dazu auch den Beitrag Windenergiepotenzial und Ausbauziele in der Schweiz.
Fazit
An einem Ausbau der Windenergie bis 2050 führt kein Weg vorbei. Dazu braucht es vermehrte Anstrengungen für einen sparsamen Umgang mit der Energie.