Windenergiepotential im Kanton Schaffhausen
Energiestrategie und kantonaler Richtplan
November 2025
53 GWh Windenergie bis 2035
Der Regierungsrat hat 2013 für die Windenergie ein Ausbauziel von 53 GWh bis 2035 beschlossen. Dieses Ziel stützt sich auf die Ergebnisse der Potenzialstudie des Kantons Schaffhausen aus den Jahren 2009 und 2012. Verankert wurde das Ausbauziel in der kantonalen Energiestrategie 2018-2030 («Anschlusskonzept zur kantonalen Energiepolitik 2018-2030»).
Im Rahmen der Zwischenbilanz zum Anschlusskonzept zur kantonalen Energiepolitik 2018-2030 hat der Regierungsrat mit seinem Beschluss vom 27. Mai 2025 eine Zielanpassung bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien vorgenommen, dies vor dem Hintergrund der angepassten Ziele auf nationaler Ebene. Der Kanton Schaff-hausen strebt damit einen Ausbau der Stromerzeugung auf 265 GWh im Jahr 2030 an anstatt der bisherigen 117 GWh (ohne die Wasserkraft). Die Windenergie ist dabei mit 45 GWh bis 2030 eingerechnet. Siehe auch den Artikel Neue Ziele für den Kanton Schaffhausen (interner Link). Das Ziel für 2035 liegt nach wie vor bei 53 GWh.
Richtplan 2014
Basierend auf den Potenzialabschätzungen und Windmessungen in den Jahren 2009 und 2012 wurden vier Standorte für grosse Windenergieanlagen mit einer Gesamthöhe von über 30 Metern sowie 33 Standorte für Kleinwindanlagen mit höchstens 30 Metern Höhe ausgewiesen. Die Potenzialgebiete wurden in den Kantonalen Richtplan 2014 aufgenommen. Darin waren das Gebiet «Chroobach» als Zwischenergebnis und die Gebiete «Wolkensteinerberg», «Randenhus» sowie «Hagenturm» als Vororientierung ausgeschieden.
Richtplan 2018
Im Rahmen einer Aktualisierung wurden die Windpotenzialgebiete 2017 neu beurteilt. Als Ergebnis der erneuten Standortevaluation wurde das Windenergiegebiet «Chroobach» festgesetzt. Die beiden Gebiete auf dem Randen blieben auf Stufe Vororientierung. Das Gebiet «Wolkensteinerberg» wurde nach umfassender Interessenabwägung aus dem Richtplan gestrichen, weil er sich in unmittelbarer Nähe zum international bedeutsamen Wasser- und Zugvogelreservat «Stein am Rhein» befindet. Hinzu kam die Lage im BLN-Gebiet, und die Windenergieanlagen wären vergleichsweise gut einsehbar gewesen. Die Richtplanänderung «Windenergie» wurde 2018 vom Kantonsrat genehmigt. Das Gesamtpotenzial aller drei Windenergiegebiete wurde auf 82 GWh bis 108 GWh pro Jahr geschätzt.
Postulat von Kantonsrat Josef Würms
Ein Postulat von Kantonsrat Josef Würms, das 2022 eingereicht und für erheblich erklärt wurde, verlangt die Höherstufung der Windenergiegebiete «Hagenturm» und «Randenhus» von Vororientierung auf Festsetzung. Begründet wurde der Auftrag mit dem sich in Bau befindenden Rechenzentrum in der Gemeinde Beringen und dessen hohem Stromverbrauch. Der Mehrverbrauch des Rechenzentrums bedürfe eines stärkeren Windenergieausbaus, so dass der Anteil der Windenergie gemessen am Stromverbrauch des Kantons weiterhin rund 10 Prozent betrage. Dazu gilt anzumerken, dass das für das Jahr 2035 gesetzte Ziel von 53 GWh aus Windenergie allein mit dem Projekt auf dem «Chroobach» – aktuell gehen die Projektanten von 27 bis 30 GWh pro Jahr aus – nicht erreichbar ist. Der Regierungsrat ging bei dieser Zielsetzung bereits davon aus, dass mindestens ein zweiter Windpark neben dem Projekt auf dem «Chroobach» notwendig wäre, um die 53 GWh zu erreichen.
Richtplanentwurf 2025
Nun liegt der Entwurf des neuen Richtplans vor. Die Vernehmlassung dauerte bis am 13. November. Zurzeit werden die im Rahmen der Anhörung und öffentlichen Auflage eingegangenen Einwendungen, die Stellungnahme sowie die Rückmeldungen ausgewertet. Die überarbeitete Richtplanvorlage wird anschliessend vom Regierungsrat erlassen und dem Kantonsrat zur Genehmigung vorgelegt. Dies dürfte Ende erstes Quartal 2026 erfolgen. Die Richtplananpassung bedarf schlussendlich der Genehmigung durch den Bundesrat.
Im Richtplanentwurf sind die drei Standorte näher umschrieben.
Windenergiegebiet «Chroobach»
Das Windenergiegebiet «Chroobach» liegt in der Gemeinde Hemishofen und weist ein Windenergiepotenzial von 27 bis 30 GWh/a aus. Das Baugesuch wurde 2024 eingereicht. Siehe auch Projekt Windpark Chroobach (interner Link).
Windenergiegebiet «Chroobach» (gelb schraffiert)
Windenergiegebiet «Hagenturm»
Das Windenergiegebiet «Hagenturm» liegt in der Gemeinde Merishausen und weist ein Windenergiepotenzial von 37 GWh/a auf.
Windenergiegebiet «Hagenturm» (gelb schraffiert)
Windenergiegebiet «Randenhus»
Das Windenergiegebiet «Randenhus» liegt in der Gemeinde Siblingen und weist ein Windenergiepotenzial von 40 GWh/a auf.
Windenergiegebiet «Randenhus» (gelb schraffiert)
Total von 105 GWh
In der Summe ergibt dies ein Potential von rund 105 GWh pro Jahr. Zum Vergleich: Der Stromverbrauch im Kanton Schaffhausen betrug im Jahr 2023 473 GWh.
Quelle: Baudepartement Kanton Schaffhausen
Grafiken: Entwurf Richtplantext
Was lässt sich die Zielanpassung bei der Stromerzeugung umsetzen?
November 2025
Wie bereits erwähnt, hat der Regierungsrat im Rahmen der Zwischenbilanz zum Anschlusskonzept zur kantonalen Energiepolitik 2018-2030 folgende Zielanpassungen vorgenommen:
- Reduktion der fossilen Energien für Wärmeanwendungen bis 2030 um 52 Prozent (anstatt 26 Prozent) gegenüber 2016.
- Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ohne die Wasserkraft von 265 GWh (anstatt 117 GWh) im Jahr 2030.
Das Ziel beim Stromverbrauch für das Jahr 2030 bleibt unverändert bei 500 GWh. Darin ist der Stromverbrauch des Rechenzentrums Beringen aus Vergleichsgründen nicht enthalten.
Doch mit welchen Technologien und Massnahmen lässt sich das Ziel von 265 GWh bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (ohne die Wasserkraft) erreichen?
Solarstromanlagen auf Dächern (und an Fassaden): Von 2020 bis 2024 hat sich die Solarstromproduktion im Kanton Schaffhausen verdoppelt und betrug Ende 2024 rund 50 GWh. Gehen wird bis 2030 nochmals von einer Verdoppelung aus. Das wären dann 100 GWh. Das technische Potenzial beim Solarstrom ist wesentlich grösser und beträgt gemäss EnergieSchweiz allein in der Stadt Schaffhausen gegen 300 GWh pro Jahr (auf Dächern und an Fassaden). Weitere Infos: Solarpotenzial von Schweizer Gemeinden (externer Link).
Solarpotenzial auf Infrastrukturanlagen: Der Kanton Schaffhausen hat 2021 eine Studie zum Solarpotenzial auf Infrastrukturanlagen durchgeführt. Das theoretische Potenzial beträgt 54 GWh. Die Massnahmen sind in wenigen Jahren umsetzbar, so dass für das Jahr 2030 50 GWh Solarstromproduktion auf Infrastrukturanlagen möglich sind.
Stromproduktion aus Biomasse: Diese stagniert seit Jahren auf einem tiefen Niveau bei rund 7 GWh. Mehr als 10 GWh im Jahr 2030 sind wohl unrealistisch.
Stromproduktion aus Windenergie: Das Potential der drei grossen Windparks beträgt rund 105 GWh. Angesichts der langen Planungszeit von über 10 Jahren beim Projekt «Chroobach» erscheint dieses Ziel in weiter Ferne. Dass es auch anders gehen könnte, zeigen die beiden Projekte «Windpark Gütsch» und «Windpark Uri». Beide erhielten die Baubewilligung 2023 und gehen bis Ende 2025 in Betrieb. Es sind also nicht technische und raumplanerische Gründe, welche die Verfahren in der Schweiz oft in die Länge ziehen. Siehe Artikel Windpark Gütsch und Windpark Uri – eine Erfolgsgeschichte (interner Link).
Zählt man diese Werte zusammen, so kommt man auf ein Total von 265 GWh.
Werden die Monatswerte beim Verbrauch und der Produktion gegenübergestellt, so ergibt sich folgendes Bild:
Zur Erläuterung: Stromverbrauch 500 GWh, Produktion Wasserkraft 210 GWh, Photovoltaik 150 GWh, Windenergie 105 GWh, Biomasse 10 GWh. Die Werte für Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse wurden anhand der monatlichen Produktionswerte im Kanton Schaffhausen hochgerechnet (Datengrundlage: Pronovo AG). Bei der Windenergie wurden die monatlichen Produktionswerte des Windparks Verenafohren hochgerechnet. Da dieser Windpark unmittelbar an der Schweizer Grenze und in der Nähe der Gebiete «Hagenturm» und «Randenhus» liegt, sind die Produktionsmuster vergleichbar.
Es zeigt sich, dass die Kombination Solar- und Windenergie auch im Winter einen erheblichen Beitrag an den Verbrauch im Kanton Schaffhausen leisten kann. Ohne Windenergie wären Angebot und Nachfrage weniger ausgeglichen. Mehr dazu in einem späteren Beitrag.