Windpark Gütsch und Windpark Uri – eine Erfolgsgeschichte
November 2025
Im Oktober 2023 und im Dezember 2023 befürworteten die Gemeinden Andermatt und Göschenen die Erweiterung des bereits bestehenden Windparks Gütsch – Andermatt sogar ohne Gegenstimmen. Im Mai 2025 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Der Zeitplan war eng. Bereits im November wurden die vier neuen Windenergieanlagen in Betrieb genommen.
Weitere Infos zu den beiden Windparks siehe Besichtigungen Windenergieanlagen Kanton Uri (interner Link).
Dieses Projekt zeigt, dass Windenergieanlagen schnell errichtet werden können, wenn alle involvierten Parteien am gleichen Strick ziehen und keine Einsprachen eingehen. Doch was läuft im Kanton Uri besser als in anderen Kantonen?
- Es war bereits ein Windpark vorhanden. Erweiterungen von bestehenden Windparks stossen auf weniger Widerstand als die Errichtung von neuen Windparks. Zudem ist bei den involvierten Organisationen bereits Know-how in den Bereichen Planung, Prozesse und Bau vorhanden.
- Der Standort ist durch Skianlagen und die frühere Militärnutzung bereits vorbelastet. Landschaftliche Eingriffe werden deshalb eher akzeptiert.
- Der Standort ist gut erschlossen, die Zufahrt existierte bereits. Kurven mussten zwar für den Transport der Anlagenteile extra ausgebaut werden, sie werden aber wieder renaturiert.
- Die Windenergieanlagen befinden sich nicht in der Nähe von Siedlungen. Kritische Einwände wie Schall, Infraschall, Beschattung etc. verfangen deshalb nicht.
- Die Windenergieanlagen sind wohl von Andermatt und Göschenen aus sichtbar, doch sie liegen weit oberhalb dieser Ortschaften.
- Die Anlagen werden von Gesellschaften, die in der Region verankert sind, betrieben.
- Die Bevölkerung ist am lokalen Elektrizitätswerk und damit auch am Windpark beteiligt.
- Der Dialog mit den Umweltverbänden wurde früh aufgenommen.
Ein Wermutstropfen
Windenergieanlagen werden immer grösser und immer leistungsfähiger. Diese Entwicklung ist ökonomisch getrieben. Mit zunehmender Grösse steigt der Energieertrag pro Windrad überproportional, die Erzeugungskosten sinken dagegen, es braucht für die gleiche Energiemenge weniger Windräder. Daher ist die Nachfrage nach kleineren Anlagen in den letzten Jahren weltweit immer weiter und sehr stark geschrumpft.
Die heutigen Anlagen sind für die Aufstellung im Flachland (Küsten und grosse Ebenen) und in Hügellandschaften (siehe Veranafohren) konzipiert. Doch auf dem Gütsch sind – wie an vielen Orten in den Alpen – die Winde aufgrund der Topografie turbulent und böig. Grosse Anlagen wären derart starken Windscherungen ausgesetzt, dass sie viel zu oft abgestellt werden müssten. Es braucht also in den Alpen vergleichsweise kleine Anlagen. Das heisst: solche mit einem Rotordurchmesser von 71 Metern statt wie üblich von 120 bis 160 Metern. Aber die Hersteller von Windenergieanlagen haben kleinere Anlagen immer seltener im Angebot. In Europa ist das nur noch Enercon mit Sitz im deutschen Bundesland Niedersachsen. «Doch auch wir sind gezwungen, bei zu geringen Stückzahlen die Produktion einzustellen, da Personal und Produktionsflächen für grössere Anlagen benötigt werden», sagt Robin Borgert, bei Enercon Verkaufschef für Nord- und Osteuropa, Österreich und die Schweiz. «Bereits in ein paar Jahren wird es vermutlich keine Anlagen mehr geben, die auf dem Gütsch aufgestellt werden können», sagt Russi vom EW Ursern. Müssen die nun geplanten Anlagen in 20 bis 30 Jahren ebenfalls wieder erneuert werden, stellt sich für den Windpark die Existenzfrage.
Quelle: Tages-Anzeiger vom 26.08.2024
Hier einige Bilder vom Transport und von der Montage der Anlagen.
Über enge Kehren gelangt ein rund 35 m langer und 7 Tonnen schwerer Rotorflügel mittels Sondertransport zum Gütsch.
Der Transport der Rotorblätter ist logistisch anspruchsvoll. In Birsfelden bei Basel erfolgte die Umladung auf Spezialtransporter, welche die Rotorblätter auf den Nätschen bei Andermatt transportierten. Dort wurden die Rotorblätter auf spezielle Fahrzeuge umgeladen, die es erlauben, die Flügel auf bis zu 60 Grad anzuheben. Nur so war die Weiterfahrt auf den kurvenreichen Bergstrassen bis auf den 2300 Metern über Meer gelegene Bestimmungsort überhaupt möglich.
Auf dem Installationsplatz werden die Rotoren vormontiert.
Ein Spezialkran hebt den knapp 40 Tonnen schweren Rotor samt den drei Rotorflügeln zur Nabe, wo er aufgerichtet und fertig montiert wird.
Bilder: Basler & Hofmann (Website und LinkedIn)