Rekordmenge an Strom: Was steckt dahinter?

Christoph Brand, CEO Axpo Gruppe

Sieht man sich die ersten drei Quartale 2024 im Vergleich mit demselben Zeitraum früher an, hat die Schweiz einen Produktionsrekord aufgestellt. Dies hatte zwei Quellen: Wasserkraft und Solar. Die Photovoltaikproduktion ist gegenüber 2023 um 1 TWh gestiegen und hat fast 10 % der Produktion beigesteuert. Allerdings: 80 % des Produktionsanstiegs 2023 auf 2024 resultierten wegen viel Regen aus der Wasserkraft, insbesondere wurden die Speicher sehr gut bewirtschaftet. Allerdings konnte man lange nicht alles Wasser für den Winter speichern.


Sieht man sich die Gesamtjahresproduktion im Jahresverlauf an, fällt auf, dass Photovoltaik 2019-2023 den Anteil im Gesamtjahr von 3 % auf 7 % steigern konnte. Es fällt auch auf, wie stark die Wasserkraft wetterbedingt schwanken kann: in diesen Jahren lagen 7 TWh zwischen dem besten und schlechtesten Jahr. Das ist mehr, als das Kernkraftwerk Beznau jährlich liefert.


Schliesslich lohnt sich ein Blick auf das Winterhalbjahr, und hier sieht man die Herausforderung der Photovoltaik: erstens ist der Anteil an der Winterproduktion nur 4 % und zweitens ist dieser Anteil in 5 Jahren nur um 2 Prozentpunkte gestiegen.


Fazit:

  • Die Rekordproduktion 2024 ist primär dem vielen Regen geschuldet. Das wird nicht jedes Jahr so sein.
  • Der Solaranteil lag 2023 lag in den ersten drei Quartalen 2024 schon bei fast 10 %, ein schönes Wachstum, das weitergehen wird und soll.
  • Ein grosser Ausbau von Solar bringt im Winter aber weitaus weniger. Der Solarausbau sollte sich an der Nachfrage Frühling-Sommer orientieren, weil besonders kleinteilige Photovoltaik für grosse Mengen von Winterstrom in unseren Breitengraden relativ zu anderen Technologien zu ineffizient und damit zu teuer ist – auch wegen den nötigen Netzausbauten. Bei viel Sonne kann Photovoltaik die Stärken dagegen ausspielen, insbesondere in Kombination mit Pumpspeicherwerken und Batterien.
  • Einen grossen Ausbau der Wasserkraft wird es nicht geben. Die besten Orte sind erschlossen, und Umweltsanierungen reduzieren die Wasserkraftproduktion. Falls die grossen Projekte vom runden Tisch auch entgegen den Einsprachen umgesetzt werden können, wird die Wasserkraft bestenfalls stabil bleiben.
  • Die Schweiz bleibt trotz zwei harmlosen Wintern abhängig von Energieimporten inkl. Strom. Auch zwei Schwalben machen noch keinen Sommer.
  • Für die Wintermonate braucht es Produktionstechnologien, die Winter-spezifisch produzieren. Windkraft ist die kostengünstigste Option und liefert verlässlich Winterstrom, ebenso sollten wir weiterhin auf einen Teil Import setzen (deswegen ist das Stromabkommen so wichtig). Davon abgesehen sind technologisch realistische Optionen kurz- und mittelfristig Gaskraftwerke und langfristig (20 Jahre+) CO2-neutral betriebene Gaskraftwerke und/oder theoretisch neue Kernkraftwerke.

Quelle: LinkedIn

Der Grimsel-Stausee. Die Produktion der Wasserkraft unterliegt grossen jährlichen Schwankungen.