Neue Ziele für den Kanton Schaffhausen
September 2025
Das Energiekonzept des Kantons Schaffhausen enthält fünf Ziele und 15 Massnahmen für den Zeitraum 2018 bis 2030. Es bildet den roten Faden für die kantonale Energiepolitik und orientiert sich an den übergeordneten Energie- und Klimazielen des Bundes. Der Kanton Schaffhausen ist zur Halbzeit gut unterwegs. Jedoch bedürfen die kürzlich erfolgten Weichenstellungen auf nationaler Ebene für die zweite Halbzeit einer Anpassung bei den fossilen Brennstoffen für Raumwärme bis 2030 (Absenkung um 52 statt 26 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2016) und bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ohne Wasserkraft (Ziel für das Jahr 2030 265 GWh statt 117 GWh).
Bei der Raumwärme aus erneuerbaren Energien gut unterwegs
Bei der Reduktion der fossilen Brennstoffe (Öl und Gas) steht der Kanton Schaffhausen, gemessen an den Zielen, zur Halbzeit gut da. Dieses Ziel kann durch Effizienzmassnahmen an Gebäuden oder durch den Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme (Wärmepumpen, Holzheizungen, Fernwärmeanschlüsse) erreicht werden. Dass die erneuerbaren Energien einen wesentlichen Anteil an der Zielerreichung leisten, zeigt der Blick auf die Entwicklung bei der erneuerbaren Wärme. Das Zwischenziel für deren Ausbau wurde zur Halbzeit knapp übertroffen. Auf Zielpfad ist der Kanton ebenfalls beim Stromverbrauch. Anzumerken gilt dabei, dass der Eigenverbrauch aus Solarstromanlagen in der Statistik nicht erfasst werden kann. Er dürfte einen wichtigen Beitrag an die Stabilisierung des Verbrauchs beigetragen haben. Beim Ausbau der einheimischen erneuerbaren Stromerzeugung geht es in die richtige Richtung, das Zwischenziel wurde aber knapp verfehlt. Ein Blick auf den Technologiemix zeigt, dass einzig Solarstromanlagen zum Ausbau beigetragen haben. Nicht auf Zielpfad ist der Kanton bei der Reduktion der fossilen Treibstoffe, also Benzin, Diesel und Erdgas in Fahrzeugen. Das Zwischenziel von minus 17 Prozent wurde mit minus 5 Prozent deutlich verfehlt.
Justierung bei den Zielen und Massnahmen
In der ersten Hälfte des Energiekonzepts 2018-2030 gab es auf nationaler Ebene wichtige Weichenstellungen in der Energie- und Klimapolitik. Von besonderer Bedeutung sind die Ausbauziele für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien (Eidgenössische Abstimmung zum Stromgesetz 2024) und das Netto-Null-Ziel für den Ausstoss von Treibhausgasen bis ins Jahr 2050 (Eidgenössische Abstimmung zum Klima- und Innovationsgesetz 2023). Beide Ergebnisse nehmen auch den Kanton und die Gemeinden in die Pflicht. Der Regierungsrat nimmt deshalb zwei Zielanpassungen für die zweite Hälfte des Energiekonzepts vor: So sollen die fossilen Brennstoffe für Raumwärme bis 2030 nicht um 26, sondern um 52 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2016 abgesenkt werden. Damit schwenkt der Kanton Schaffhausen auf den Netto-Null-Pfad ein. Und die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ohne die Wasserkraft soll – unter Berücksichtigung der Potenziale im Kanton – im Jahr 2030 nicht 117 GWh, sondern 265 GWh betragen. Angesichts des realistischen Potenzials von insgesamt über 800 GWh Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien relativiert sich dieses Ausbauziel.
Der Energiebereich entwickelt sich sehr dynamisch, getrieben von technologischen und politischen Veränderungen. Das zeigen die Erfahrungen während der ersten Hälfte des Energiekonzepts 2018-2030. Die Zwischenbilanz ist deshalb auch ein Anlass für eine Justierung der Ziele und Massnahmen. Der Kanton liefert damit Antworten auf die Erwartungen der Schaffhauser Bevölkerung. Der Bericht «Zwischenstand Energiekonzept 2018-2030» enthält die detaillierte Beurteilung der Ziele und Massnahmen und steht zum Download bereit unter www.energie.sh.ch.
Bei der Windenergie gibt es noch viel Luft nach oben.
Kommentar von Reto Hunziker, Vorstand Pro Wind Schaffhausen
Nur mit dem Ausbau der Windenergie lässt sich das Ziel bei der erneuerbaren Stromerzeugung erreichen
Das neue Ziel bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ohne Wasserkraft für das Jahr 2030 beträgt 265 GWh. Doch mit welchen Technologien und Massnahmen lässt sich dieses Ziel erreichen?
Solarstromanlagen auf Dächern (und an Fassaden): Von 2020 bis 2024 hat sich die Solarstromproduktion im Kanton Schaffhausen verdoppelt und betrug Ende 2024 rund 50 GWh. Gehen wird bis 2030 nochmals von einer Verdoppelung aus, so kann die PV-Produktion 100 GWh zum Ziel von 265 GWh beitragen. Das technische Potenzial beim Solarstrom ist wesentlich grösser und beträgt gemäss EnergieSchweiz allein in der Stadt Schaffhausen gegen 300 GWh pro Jahr (Dächer und Fassaden). Weitere Infos: Solarpotenzial von Schweizer Gemeinden
Solarpotenzial auf Infrastrukturanlagen: Der Kanton Schaffhausen hat 2021 eine Studie zum Solarpotenzial auf Infrastrukturanlagen durchgeführt. Das theoretische Potenzial beträgt 54 GWh. Die Massnahmen sind in wenigen Jahren umsetzbar, so dass ich für das Jahr 2030 50 GWh Solarstromproduktion auf Infrastrukturanlagen einsetze.
Stromproduktion aus Biomasse: Diese stagniert seit Jahren auf einem tiefen Niveau bei rund 7 GWh. Mehr als 10 GWh für 2030 sind wohl unrealistisch.
Stromproduktion aus Windenergie: Für das Projekt «Chroobach» wurde bereits 2024 das Baugesuch eingereicht. Allein mit diesem Projekt könnten 27 bis 30 GWh Strom erzeugt werden. Der sich nun in Vernehmlassung befindliche Teilrichtplan Windenergie schlägt vor, die beiden Gebiete «Hagenturm» und «Randenhus» auf die Stufe «Festsetzung» höherzustufen. Damit wäre der Boden geebnet, um in diesen beiden Gebieten konkrete Projekte zu planen. Eine Abschätzung ergibt ein Potential der beiden Standorte von 77 GWh. Bis im Jahr 2030 liessen sich also rund 105 GWh Strom aus Windkraft erzeugen. Angesichts der langen Planungszeit von über 10 Jahren beim Projekt «Chroobach» erscheint dieses Ziel in weiter Ferne. Dass es auch anders gehen könnte, zeigen die beiden Projekte «Windpark Gütsch» und «Windpark Uri». Beide erhielten die Baubewilligung 2023 und gehen bis Ende 2025 in Betrieb. Es sind also nicht technische und raumplanerische Gründe, welche die Verfahren in der Schweiz oft in die Länge ziehen.
Zählt man diese Werte zusammen, so kommt man auf ein Total von 265 GWh.
Fazit: Das Ziel von 265 GWh im Jahr 2030 ist nur mit der Realisierung von Windenergieanlagen zu erreichen. Der Boden dafür ist mit dem Ja zum Baugesetz am 18. Mai 2025 gelegt.
 
                                