Pro Wind Schaffhausen begrüsst Höherstufung im Richtplan

Letzte Aktualisierung: 20. November 2025

Pro Wind Schaffhausen begrüsst die geplante Höherstufung im Richtplan Windenergie im Gebiet «Hagenturm» und im Gebiet «Randenhus». Das nationale Interesse an der Stromproduktion überwiegt trotz Bedenken des Landschaftsschutzes.

Windräder als Landschaftsschützer

20. November 2025

Pro Wind Schaffhausen konnte sich in den «Schaffhauser Nachrichten» vom 20. November 2025 zum Thema Windenergie auf dem Randen äussern. Nachfolgend der Text.

 

Kaum ein Projekt verursacht in Schaffhausen derart starke Emotionen wie die geplanten Windräder auf dem Randen. Während Gegner eine Verschandelung des Randens befürchten, sehen Befürworter darin einen Beitrag zum Schutz ebendieser Landschaft.

Tobias Bolli

MERISHAUSEN/SIBLINGEN. Den potenziellen Windanlagen auf dem Randen pfeift ein scharfer Gegenwind entgegen. Merishausen und Beggingen haben in der Vernehmlassung diverse negative Aspekte dick unterstrichen, Siblingen wünscht sich laut Gemeindepräsidentin Karin Spengler mehr Mitsprache, derweil stellt die Randenvereinigung Schaffhausen das bisherige Verfahren ganz grundsätzlich infrage. Es gibt im Kanton allerdings auch überzeugte Verfechter von Grosswindanlagen beim Standort «Randenhus» oder «Hagenturm», die sich im Rahmen der Vernehmlassung zu Wort gemeldet haben.

Die Organisation Pro Wind Schaffhausen versteht sich als unabhängige Bürgerinnenbewegung. Ihre Vorstandsmitglieder setzen sich laut Mitglied Reto Hunziker aus GLP- und SP-Leuten sowie aus Parteilosen zusammen. Warum gibt es eigentlich so viel Widerstand gegen die Windräder? «Darüber habe ich mir schon viele Gedanken gemacht», sagt Hunziker. Eine richtig gute Antwort habe er bis jetzt noch nicht gefunden. Wahrscheinlich spielten bei der Ablehnung auch emotionale Gründe mit. «Die Windanlagen mögen für manche Menschen bedrohlich wirken.» Natürlich seien sie gross und exponiert und zögen mit der Bewegung ihrer Rotorblätter Aufmerksamkeit auf sich.

«Und im Gegensatz zu PV-Anlagen lassen sie sich nicht auf bereits überbauten Flächen oder im Baugebiet realisieren. Wahrscheinlich gäbe es weniger Widerstand, wenn man die Anlage irgendwo im Herblingertal bauen könnte – nur liesse sich dort kaum Strom produzieren.» Vermutlich, so Hunziker, sei ein Teil des Widerstands schlicht auch ideologisch motiviert. «Kernkraft-Befürworter haben allen Grund dazu, Windkraft abzulehnen.» Denn: Sobald genügend Windenergie produziert werde, brauche es keine zusätzlichen Atomanlagen mehr. Einen einzigen Nachteil von Windanlagen räumt Hunziker ein: «Bis heute lassen sich Rotoren nicht zufriedenstellend recyceln», aber auch daran werde gearbeitet.

Ergänzungsbedürftig

Was Pro Wind nicht verstehen könne: wenn die Solarenergie – wie jetzt im Rahmen der kantonalen Vernehmlassung – mitunter gegen die Windenergie ausgespielt werde. Auch die Organisation selbst spreche sich natürlich für eine vermehrte Nutzung unseres Zentralgestirns aus. Aber: «In den kältesten drei Monaten von Dezember bis Februar produzieren Solarpanels nur etwa 10 Prozent ihrer Jahresenergie. Im gleichen Zeitraum erzeugen Windräder 30 bis 40 Prozent ihrer jährlichen Energie.» Mit anderen Worten, die Solarenergie sei ergänzungsbedürftig und Windenergie bestens dazu geeignet, die «Dunkelflaute» der Solarenergie auszugleichen.

Zudem störe es ihn, dass der Schaffhauser Randen im Rahmen der Vernehmlassung mitunter zu einem «zweiten Nationalpark» hochstilisiert werde. «Wenn wir ehrlich sind, besteht schon heute eine Mischung aus Schützen und Nutzen.» Es gebe Ferienhäuschen, Restaurants, Spaziergänger und Langläufer. Zudem sei der Randen nicht pure Natur, sondern streng genommen schon heute eine Kulturlandschaft. «Er sieht so aus, wie er aussieht, weil er von der Landwirtschaft genutzt wird.»

Eine Verhinderung von Windrädern erweise dem Landschaftsschutz längerfristig eher einen Bärendienst. «Wenn wir den Zubau der Erneuerbaren weiter ausbremsen und uns dem Klimawandel nicht entschieden entgegenstellen, wird der Randen am Ende dieses Jahrhunderts völlig anders aussehen, ganz zu schweigen von den Schweizer Gletschern, die bis 2100 fast allesamt zu verschwinden drohen.» So gesehen, leiste ein Windpark auf dem Randen, wenn auch indirekt, gerade einen Beitrag zum Landschaftsschutz.

Ein wenig Frustration kann Hunziker, ansonsten sehr nüchtern und gelassen, angesichts des langsamen Voranschreitens der Klimamassnahmen nicht verbergen. Er verweist auf die vielen Abstimmungen, die es zu beherzigen gelte, auf das Volk selbst, das sich wiederholt – zuletzt auch mit der Annahme des Energie- und Baugesetzes – für die Energiewende ausgesprochen habe. Nun müsse diese auch einmal angepackt werden, den Absichtserklärungen müssten konkrete Taten folgen.

Endlich anpacken

«Irgendwann müssen wir einmal sagen, es geht jetzt an die Umsetzung. Wenn die ganze Diskussion immer wieder von Grund auf neu geführt werden muss, kommen wir nicht vom Fleck – und müssen uns nicht darüber wundern, dass wir von China abgehängt werden.» Laut kantonalem Richtplan ist bis zum Jahr 2030 eine Produktion von jährlich 45 Gigawattstunden vorgesehen, die sich (inklusive Chroobach) mit insgesamt acht modernen Windrädern erbringen liesse. «Wir brauchen in der Schweiz ein wenig mehr China», sagt Hunziker, «natürlich nicht in politischer Hinsicht, aber was das Tempo beim Zubau der Erneuerbaren betrifft.»

Die Windenergieanlagen einfach auf andere Kantone abzuwälzen und in Schaffhausen gar nichts zu machen, könne keine faire Lösung sein, zumal der Widerstand auch in anderen Kantonen gross sei. «Wir müssen ein wenig wegkommen vom Prinzip ‹nicht in meinem Vorgarten›.» Er selbst sei überzeugt davon, dass die Windanlagen, wenn sie einmal auf dem Randen stehen, ihren angeblichen Schrecken schnell einmal einbüssen. Der Mensch gewöhne sich an vieles, auch an Windräder.

Zu sehen ist der Randen.

Das Landschaftsbild des Randens könnte einst von Windrädern geprägt sein. ARCHIVBILD: MELANIE DUCHENE

Einordnung der gegnerischen Stellungnahmen

20. November 2025

Gemeinde Merishausen

Damit war zu rechnen: Der Merishauser Gemeinderat spricht sich gegen die geplanten Windräder beim Hagenturm (externer Link) aus. Windkraftanlagen in einer sensiblen Landschaft mit geschützten Tierarten, das gehe nicht zusammen. Der Gemeinderat verweist auch auf eine konsultative Umfrage. I212 Personen haben sich gegen Windräder ausgesprochen und nur 102 dafür. Allerdings haben nur 42 % an der Umfrage teilgenommen.

Viele Punkte, welche der Gemeinderat in seinem Schreiben aufführt, decken sich der Stellungnahme der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK). Es kommen die üblichen Argumente: schwere Beeinträchtigung des BLN-Objekts, Gefährdung von Brutvogelarten und Fledermäusen, Rodungen, Lärmschutz, Sichtbarkeit der Anlagen sowie Eiswurf. Auch Zweifel an der möglichen Energieproduktion werden geäussert – obwohl diese auf Windmessungen, Erfahrungswerten vom Windpark Veranafohren und dem Stand der technischen Entwicklung fusst. Aber der Gemeinderat scheint es offenbar besser zu wissen. Man kann beim Standort Hagenturm – auch aufgrund der Erfahrungswerte von Verenafohren – mit 2000 Vollbetriebsstunden rechnen. Das heisst: Nennleistung Windturbine x 2000 = Energieertrag.

«Not in my backyard» (NIMBY)

Viele Argumentationsmuster der Windenergiegegner sind ähnlich gestrickt. Ja, die beiden möglichen Gebiete «Hagenturm» und «Randenhus» liegen in einem BLN-Gebiet und Eingriffe sind deshalb möglichst umsichtig vorzunehmen. Ja, die Anlagen sind sichtbar. Ja, die Anlagen benötigen Rohstoffe. Ja, es wird wahrscheinlich trotz Abschaltmechanismus ab und zu einen toten Vogel geben. Interessant ist, welche Argumente bei dieser Art von Stellungnahmen keine Rolle spielen: der Klimawandel, die massiven Umweltschäden des fossilen Energiesystems (Abbau, Raffinierung, Transport, Nutzung), Kriege ums Öl, die negativen Aspekte der Kernenergienutzung, mögliche Stromengpässe im Winter usw. Wenn die Klimaerwärmung nicht gebremst werden kann, wird das BLN-Gebiet Randen am Ende des Jahrhunderts nicht mehr das Gleiche sein wie heute. Ausserdem gibt es keine Form der Energieerzeugung, die völlig ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt auskommt. Auch Wasserkraftwerke sind ein Eingriff, Photovoltaikanlagen brauchen Rohstoffe usw. Es ist immer ein Abwägen. Was ist uns wichtiger? In welcher Welt wollen wir leben? Selbstverständlich ist mit einem Windpark auf dem Randen die Welt noch keine bessere. Aber China, heisst es oft. Aber China baut jede Stunde einen Windpark in der Grössenordnung von Veranafohren. Jede Stunde.

In Merishausen sieht man zahlreiche Photovoltaikanlagen. Hoffen wir, dass sich die positive Stimmung gegenüber PV-Strom auch auf Windstrom überträgt. Bild: Reto Hunziker

Gemeinde Hemishofen

Die Stellungnahme der Gemeinde Hemishofen (externer Link) ist sehr ausführlich. Schon nach wenigen Sätzen wird jedoch klar: Das kann niemals von einem Gemeinderat oder einer bei der Gemeinde angestellten Person geschrieben worden sein, sondern stammt aus der Feder einer versierten Juristin oder eines versierten Juristen, die/der sich mit der Materie gut auskennt. Wir wissen, welche Anwaltskanzlei diesen Text geschrieben hat. Wir wissen nicht, wie viel die Gemeinde dafür bezahlt hat.

Es ist höchst bedenklich, wenn sich Gemeinden ihre Vernehmlassungsantworten von einem Lobbyisten schreiben lassen und dafür Geld ausgeben. Das untergräbt die demokratischen Rechte, denn nicht alle können oder wollen sich ein Anwaltsbüro leisten. Anstatt dass Sachfragen politisch entschieden werden, wird diese Aufgabe an Anwälte (und später wohl auch an die Gerichte) delegiert. Wie gross wäre der Aufschrei gewesen, wenn der Kanton zusätzlich ein paar Zehntausend Franken für eine wohlgesinnte Anwaltskanzlei ausgegeben hätte?

Randenvereinigung Schaffhausen

Es ist auch uns bewusst, dass sich die Randenvereinigung Schaffhausen aufgrund ihrer Zielsetzung schwer tun würde mit der Errichtung von Windparks auf dem Randen. Doch einige Argumente, welche Hans-Georg Bächtold in den «Schaffhauser Nachrichten» vom 19. November 2025 aufgreift, können nicht unwidersprochen bleiben. In seiner Stellungnahme schreibt die Randenvereinigung von anderen Standorten, die sich für die Stromproduktion besser eigneten, aber ohne sich dazu zu äussern, welche Anlagen wo infrage kämen. Da macht es sich die Randenvereinigung doch sehr einfach! Und weiter: «Grundsätzlich ist es aber die Aufgabe des Baudepartements, sich zu fragen, ob der benötigte Strom nicht anderweitig produziert oder eingespart werden könnte.» Gemäss «Schaffhauser Nachrichten» möchte Bächtold sich zunächst lieber auf andere Erneuerbare konzentrieren und erwähnt in diesem Zusammenhang die Solarenergie und Speichertechnologien. Um es klar zu sagen: Solarenergie hat das grösste Potential in der Schweiz und könnte sogar die Wasserkraft überflügeln. Doch, wie wir alle wissen, scheint die Sonne nicht immer und in den Wintermonaten weniger als in den Sommermonaten. Und umgekehrt: Im Hochsommer haben wir viel Sonne und weniger Wind. Deshalb ist Windenergie die ideale Ergänzung zur Solarenergie. Während alle Nachbarländer sowohl den Ausbau der Solar- wie auch der Windenergie vorantreiben, kommt der Windenergieausbau in der Schweiz nicht vom Fleck. Der Ausbau der Erneuerbaren kommt so in Schieflage, denn in den kältesten drei Monaten von Dezember bis Februar produzieren Solarpanels nicht einmal 10 Prozent ihrer Jahresenergie. Im gleichen Zeitraum erzeugen Windräder 30 bis 40 Prozent ihrer jährlichen Energie. Das ist nun halt mal so – Physik eben. Das Baudepartement hat sich durchaus Gedanken gemacht, wo der benötigte Strom produziert oder eingespart werden könnte. So betreffen viele Bestimmungen im Energiegesetz, das vom Baudepartement vorbereitet und am 18. Mai 2025 mit einer Mehrheit von 60 % angenommen wurde, den Ausbau der Solarenergie und die Erhöhung der Energieeffizienz. Man kann wohl nach schärferen Massnahmen schreien, doch diese brauchen auch eine Mehrheit im Parlament und beim Volk. Die Speicherproblematik wird uns noch ziemlich beschäftigen. Doch, was leider nicht funktioniert, ist, die Solarenergie mit Batteriespeichern vom Sommer in den Winter zu übertragen. Und die Herstellung von Wassersoff aus Sonnenstrom im Sommer und die Rückverstromung im Winter ist teuer und mit hohen Verlusten verbunden. Es ist auch ökonomisch sinnvoller, im Winter mehr Windstrom zu produzieren.

Schwer wiegt in der Stellungnahme auch der Vorwurf, es habe keine vollständige Gegenüberstellung und Gewichtung von nationalen Interessen wie der Energieversorgung der Schweiz einerseits und dem Landschaftsschutz oder dem Schutz gefährdeter Arten andererseits stattgefunden. Das stimmt so nicht! Im Erläuterungsbericht nehmen Artenschutz, Schutzgebiete und gesellschaftliche Aspekte grossen Raum ein. Die Interessenabwägung umfasst mehr als 10 Seiten. Die Standortgebundenheit ergibt sich aufgrund der Windverhältnisse. Diese wurden mit Windmessungen und Berechnungen des Bundes und des Kantons ermittelt.

Windkarte aus dem Jahr 2011. Sie zeigt die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten 100 Meter über Grund. Grafik: Fortschreibung Windpotentialstudie; newenergyscout: 2012.

Die Gebiete mit den höchsten Windgeschwindigkeiten sind dunkelrot eingezeichnet.

Leserbriefe betreffend Richtplananpassung Windenergie

Was genau bedeuten Heimat und Heimatschutz?

«Windräder statt Waldesruh», Ausgabe vom 16. September

In ihrem Namen trägt die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) das Wort «Heimatschutz». «Heimatschutz» bedeutet, dass wir Massnahmen ergreifen, unsere Heimat zu schützen. Doch unsere Heimat, so wie wir sie heute kennen, wird mehr und mehr beeinträchtigt: schmelzende Gletscher, Trockenheit, Hochwasser, Bergrutsche, Artensterben und so weiter. Ein Haupttreiber ist die Klimaerwärmung. Wollen wir unsere Heimat schützen, müssen wir dieser Einhalt gebieten. Dies mittels einer drastischen Reduktion der CO2-Emissionen, mehr Effizienz, des Ausbaus der erneuerbaren Energien und mehr Genügsamkeit. Vieles wurde bereits erreicht oder in die Wege geleitet. Beim Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion ist die Nutzung der Windenergie ein ganz wichtiger Puzzlestein, insbesondere zur Deckung des Strombedarfs im Winterhalbjahr. Doch wer die Stellungnahme der ENHK liest, hat den Eindruck, dass die Autorinnen und Autoren in einer Parallelwelt leben. Begriffe wie «Klima», «CO2» und «Artensterben» sucht man vergebens. Fokussiert wird sehr einseitig auf den Begriff «Landschaft».

Landschaft ist aber ein ästhetischer Wert, Landschaftsschutz ist nicht zu verwechseln mit Natur- und Artenschutz. Hat denn die ENHK noch nicht realisiert, dass der Klimawandel das Landschaftsbild in der Schweiz massgeblich verändern wird? Dies betrifft unsere Wälder, unsere Wiesen, unser Kulturland und insbesondere das Hochgebirge. Wenn es so weitergeht, könnten bis im Jahr 2100 fast alle Schweizer Gletscher verschwinden. Es ist mir unverständlich, dass ein hochkarätiges und gewähltes Gremium wie die ENHK diesen Kontext völlig ausblendet.

Manfred Thoma, Wilchingen

Schaffhauser Nachrichten, 2. Oktober 2025

 

Wie schützen wir «Waldemar» am besten?

Zum Artikel «Haamet verteidigen», AZ vom 30. Oktober

Beim Richtplan geht es darum, die möglichen Windstandorte zu bezeichnen. Von den Windparks ist vor allem der Standort Chroobach real. Für die anderen Windparks gibt es weder Betreiber, noch konkrete Projekte. Wir sollten aber darüber sprechen, da wir möglicherweise in Zukunft diese Windparks dringend benötigen. Scheinargumente gegen diese Windräder wie Mikroplastik, Infraschall, Bodenverschleiss oder Dezimierung der Vogelpopulation sind falsch, werden aber trotzdem immer wieder hervorgebracht. Die wirklichen Gründe sind, dass man lieber nichts gegen Klimawandel macht, um keine Windräder sehen zu müssen. Viele dieser Windgegner glauben offensichtlich, sie seien während ihrer Lebenszeit sowieso nicht spürbar vom Klimawandel betroffen.

Als Thaynger, der die Verenafohren von seiner Wohnung aus sieht und zwischendurch dorthin wandert, kann ich diese Abneigung gegen Windräder nicht teilen. Vom Hagen aus sieht man übrigens auch heute schon Windräder. Ich persönlich finde sie ästhetisch, ansprechend und sie sind ein sichtbares Zeichen, dass wir etwas gegen den Klimawandel machen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass privilegierte Freizeithäuschenbesitzer sich als Waldschützer positionieren. Für viele Häuschen musste nämlich ursprünglich Wald gerodet werden. Die heissen Rekordsommer 2018 und 2022 haben dem Wald massiv zugesetzt, nicht zu sprechen von den Wintern mit Rekord-Nassschnee und Stürmen. Die Klimaerwärmung wird unsere Wälder zunehmend massiv schädigen. Kantonal und national sucht man nach klimabeständigen Baumarten. Ob der Baum «Waldemar» zu den überlebenden Baumarten gehört, sei dahingestellt. Trockenheit, Stürme, Schädlinge und Waldbrände werden aber auch ihn zunehmend gefährden.

Die Windenergie gehört zu den Massnahmen gegen den Klimawandel. Wenn wir den Klimawandel abschwächen wollen, um unsere Ökosysteme – wie den Randen – als Ganzes zu schützen, brauchen wir auch einen Plan, wie und wo Windanlagen in Zukunft erstellt werden könnten.

Marco Passafaro, Thayngen

Schaffhauser AZ, 13. November 2025

Wir sind alle Direktbetroffene

Zum Artikel «Haamet verteidigen», AZ vom 30. Oktober

Da wehrt sich also ein privilegiertes Grüppchen von Randenhäuschenbesitzerinnen und -besitzer gegen mögliche Pläne, auf dem Randen Windenergieanlagen zu erstellen. Leider gelingt es gut organisierten Interessengruppen oder «Direktbetroffenen» – seien das Unternehmen, Lobbygruppen oder Privatpersonen – immer wieder, ihre Partikularinteressen auf Kosten der Allgemeinheit durchzusetzen. Dies untergräbt demokratische Prozesse. Bewahrendes wird stärker gewichtet als Neues, Stillstand stärker als Veränderung.

Herr Sieber (AZ vom 6. November) erhofft sich sogar eine grosse Widerstandbewegung gegen mögliche Windenergieanlagen auf dem Randen. Wir brauchen aber etwas anderes, nämlich eine mächtige Widerstandsbewegung gegen den Abbau fossiler Energiequellen. Denn die neuen Klimaszenarien, die das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie soeben publiziert hat, zeigen, dass die Schweiz ein Hotspot des Klima­wandels ist. Dass die Schweizer Gletscher bis 2100 ganz verschwinden könnten, ist schon schlimm genug. Doch der Klimawandel droht, viele Gebiete auf der Erde unbewohnbar zu machen, entweder durch extreme Hitze, extreme Wetterereignisse oder den steigenden Meeresspeigel. Dazu kommt: das fossile Energiesystem – Förderung, Raffinierung und Transport – führt zu enormen Umweltbelastungen.

Viele tun so, als ginge sie das gar nichts an, Hauptsache, auf dem Randen werden keine Windenergieanlagen gebaut. Doch beim Klimawandel sind wir alle Direktbetroffene. Um den fossilen Wahnsinn zu stoppen, brauchen wir mehr Strom aus Solar- und Windenergieanlagen sowie generell eine sparsamere Verwendung von Energie. Wärmepumpen anstelle fossiler Heizungen, Elektrofahrzeuge anstelle Verbrennerfahrzeuge. Windenergieanlagen verschandeln den Randen nicht. Auch mit Windenergieanlagen bliebe der Randen ein schönes Erholungsgebiet.

Leider hinkt die gesellschaftliche Debatte bei KI-Anwendungen weit hinter der Technik hinterher. Die Gesetzgebung bei Datencentern ebenso. Mittlerweile nutzt jedoch jeder, der einen PC oder ein Handy besitzt, KI-Dienstleistungen – ob bewusst oder unbewusst. Mit der Bekämpfung von Windenergieanlagen in der Schweiz wird der Ausbau von Datencentern nicht verhindert. Sie werden dann halt anderswo gebaut. Auch in Ländern, die Strom aus fossilen Quellen erzeugen.

Reto Hunziker, Schaffhausen

Schaffhauser AZ, 13. November 2025

Wollen wir solchen Strom?

Stellungnahme von Pro Wind Schaffhausen zur Richtplananpassung Windenergie

31. Oktober 2025

Pro Wind Schaffhausen hat im Rahmen der Vernehmlassung Richtplananpassung Windenergie eine Stellungnahme eingereicht. Nachfolgend finden Sie eine gekürzte Version.

Richtplantext

Ziele und Planungsgrundsätze

Wir beantragen einen neuen Passus «Der Teilrichtplan Windenergie fusst auf den Grundsätzen Planungssicherheit, Rechtssicherheit und Investitionssicherheit.» einzufügen.

Begründung: Eine Festsetzung in einem Richtplan ist für alle Behörden verbindlich und gibt die Richtung für die weitere Planung und Umsetzung vor. Doch diesem Grundsatz wird nicht immer konsequent nachgelebt, siehe geplanter Windpark Chroobach. Investoren sind nur bereit Windenergieanlagen zu projektieren und zu realisieren, wenn Planungssicherheit, Rechtssicherheit und Investitionssicherheit gewährleistet sind. Unter «Ziele und Planungsgrundsätze» sollen diese Grundsätze deshalb fest verankert werden.

 

Windenergiegebiet «Hagenturm»

Wir begrüssen die Höherstufung auf die Stufe «Festsetzung» ausdrücklich.

Begründung: Alle Voraussetzungen für eine Höherstufung sind erfüllt und das Projekt ist von nationalem Interesse.

 

Windenergiegebiet «Randenhus»

Wir begrüssen die Höherstufung auf die Stufe «Festsetzung» ausdrücklich.

Begründung: Alle Voraussetzungen für eine Höherstufung sind erfüllt und das Projekt ist von nationalem Interesse.

 

Standorte für Kleinwindanlagen

Wir beantragen, den Satz «das landwirtschaftliche Gewerbe direkt von deren Stromerzeugung profitieren kann» abzuändern in «ein Unternehmen (Landwirtschaft, Industrie, Dienstleistung) oder eine Lokale Elektrizitätsgemeinschaft (LEG) direkt von deren Stromerzeugung profitieren können».

Begründung: Es ist nicht nachvollziehbar, warum nur Anlagen zonenkonform sind, wenn ein landwirtschaftliches Gewerbe davon profitieren kann.

Wir beantragen zu prüfen, warum Standorte für Kleinwindanlagen nach wie vor auf der Stufe «Vororientierung» ausgeschieden sind und nicht auf der Stufe «Festsetzung».

Begründung: Es ist nicht nachvollziehbar, warum Standorte für Kleinwindanlagen nach wie vor auf der Stufe «Vororientierung» ausgeschieden sind und nicht auf der Stufe «Festsetzung».

 

Erläuterungsbericht

Interessenabwägung Windenergiegebiet «Hagenturm»

ISOS-Objekte: Die ISOS-Objekte Schleitheim und Merishausen befinden sich in mehreren Kilometern Entfernung zu den möglichen Windenergieanlagen. Es ist deshalb nicht nachvollziehbar, weshalb mögliche Windenergieanlagen die Ortsbilder negativ beeinflussen sollen.

Schattenwurf und Lärmschutz: Die Freizeit- und Ferienhäuschen sind nicht permanent bewohnt und würden wohl heute an diesen Standorten nicht mehr bewilligt. Es kann nicht sein, dass aufgrund von solchen Partikularinteressen die Anlagenstandorte so verschoben werden, dass dadurch Ertragseinbussen zu Lasten der Energieversorgungssicherheit in Kauf genommen werden müssen.

Militär: Wir gehen davon aus, dass sich diese Problematik aufgrund der technischen Entwicklung – Stichwort KI – wohl bald nicht mehr stellen wird. Es ist auch nicht schlüssig, dass das Gebiet Hagenturm für das VBS nicht tolerierbar ist, während dies für den bestehenden Windpark Chroobach offenbar nicht gilt.

Zugvögel und Fledermäuse: Automatische Abschaltungen gehören heute zum Standard. Und die Technologie wird immer besser und ausgeklügelter (siehe z.B. Bird Radar). Dadurch lassen sich Kollisionen mit Zugvögeln und Fledermäusen weiter reduzieren und minimieren.

Bei der Diskussion betreffend Gefährdung von Zugvögeln und Fledermäusen durch Windenergieanlagen kommt jedoch ein Aspekt immer zu kurz. Warum sind viele Arten überhaupt gefährdet? Zugvögel sind gefährdet durch den menschengemachten Verlust von Lebensräumen und den Klimawandel mit veränderter Nahrungsmittelverfügbarkeit und erschwerten Zugwegen. Eine gross angelegte Feldstudie zum Rotmilan über mehrere Länder (LIFE EUROKITE) kam zudem zum Schluss, dass ein Drittel der unnatürlichen Todesursachen auf Vergiftung und Abschluss zurückzuführen sind und nur ein geringer Anteil durch Windenergieanlagen. Bei Fledermäusen wirken sich der Rückgang von Insekten als Nahrungsquelle sowie die heutige Bauweise von Gebäuden negativ auf die Population aus. Es ist deshalb wichtig, bei Zugvögeln und Fledermäusen die primären Ursachen ihrer Gefährdung zu reduzieren. Wir wünschen, dass diese weiterführenden Gedanken im erläuternden Bericht thematisiert werden.

Interessenabwägung Windenergiegebiet «Randenhus»

ISOS-Objekte: Das ISOS-Objekt Gächlingen befindet sich in mehreren Kilometern Entfernung zu den möglichen Windenergieanlagen. Es ist deshalb nicht nachvollziehbar, weshalb mögliche Windenergieanlagen das Ortsbild negativ beeinflussen sollen.

Einordnung des ENHK-Gutachtens

Würde aufgrund von Landschaftsschutzgründen auf die Festsetzung der beiden Standorte auf dem Randen verzichtet hätte das zur Konsequenz, dass an anderen Orten im Kanton Schaffhausen oder in der Schweiz zusätzlich ein oder zwei Windparks erstellt werden müssten, um das vom Kanton Schaffhausen bzw. vom Bund vorgegebene Ziel von jährlich 53 GWh bzw. 4,3 TWh Strom aus Windenergie zu erreichen. Auch diese Windparks würden wohl in einer Landschaft gebaut werden, die von der in der Umgebung lebenden Bevölkerung als schön bezeichnet wird, egal, ob diese in einem BLN-Gebiet liegt oder nicht. Wir wünschen, dass dieses Argument ebenfalls in den erläuternden Bericht einfliesst.

Zur Stellungnahme der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK)

In ihrem Namen trägt die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) das Wort «Heimatschutz». «Heimatschutz» bedeutet, dass wir Massnahmen ergreifen, unsere Heimat zu schützen. Doch unsere Heimat, so wie wir sie heute kennen, wird mehr und mehr beeinträchtigt: Schmelzende Gletscher, Trockenheit, Hochwasser, Bergrutsche, Artensterben usw. Ein Haupttreiber ist die Klimaerwärmung. Wollen wir unsere Heimat schützen, müssen wir dieser Einhalt gebieten. Dies mittels einer drastischen Reduktion der CO2-Emissionen, den Ausbau der erneuerbaren Energien, mehr Energieeffizienz und mehr Genügsamkeit. Beim Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion kommt der Windenergie eine wichtige Rolle zu. Doch wer die Stellungnahme der ENHK liest, hat den Eindruck, dass die Autorinnen und Autoren in einer Parallelwelt leben. Begriffe wie «Klima», «CO2» und «Artensterben» sucht man vergebens. Fokussiert wird sehr einseitig auf den Begriff «Landschaft». Landschaft ist aber ein ästhetischer Wert, Landschaftsschutz ist nicht zu verwechseln mit Natur- und Artenschutz. Hat denn die ENHK noch nicht realisiert, dass der Klimawandel das Landschaftsbild in der Schweiz massgeblich verändern wird? Dies betrifft unsere Wälder, unsere Wiesen, unser Kulturland und insbesondere das Hochgebirge. Wenn es so weitergeht, könnten bis im Jahr 2100 fast alle Schweizer Gletscher verschwinden. Es ist uns unverständlich, dass ein hochkarätiges und gewähltes Gremium wie die ENHK diesen Kontext völlig ausblendet.

Ethischer Aspekt

Rund 60 % des Endenergieverbrauchs in der Schweiz basiert auf fossilen Quellen und ist somit nicht erneuerbar. Abbau und Transport fossiler Rohstoffe verursachen erhebliche Umwelt- und Gesundheitsschäden. Auch dies ist ein Grund, weshalb wir von den fossilen Energieträgern wegkommen sollten. Es ist deshalb scheinheilig, wenn wir die Energiewende hier in der Schweiz mit sehr vielen Auflagen an neue Produktionsanlagen ausbremsen, während wir durch unseren Energiekonsum sehr grosse Schäden in anderen Staaten billigend in Kauf nehmen. Wir diskutieren in der Schweiz über «unberührte Silhouetten» und die Gefährdung des Uhus, während in den Abbaustaaten unzählige Lebensräume von Tieren und Pflanzen zugrunde gehen – und Menschen sterben.

Selbstverständlich ist bei der Realisierung von Windenergieanlagen die grösstmögliche Rücksicht auf gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu nehmen und die Umweltauswirkungen sind zu minimieren. Doch ebenso müssen wir «Das grosse Ganze» im Blickfeld behalten und mögliche Windstandorte gesamtheitlich beurteilen.

Basler & Hofmann AG hat einen ergänzenden (und umfassenden) Bericht zum Richtplanentwurf verfasst. Dieser beinhaltet auch Detailuntersuchungen zum Transport, zum Konfliktpotential mit Vögeln, zum Konfliktpotential mit Fledermäusen, Stellungnahmen Militär, BAKOM, BAZL und skyguide. Im Detail abgeklärt wurden mögliche Transportrouten (Bild: Mögliche Transportroute zum Randenhus) von der Firma welti-furrer. Denn es macht ja keinen Sinn Gebiete im Richtplan höherzustufen, wenn sich später herausstellen würde, dass ein Transport der Anlagenteile kaum möglich sein wird. Grafik: Richtplanänderung «Windenergie», Ergänzender Bericht; Basler & Hofmann AG; 2024.


Weitere Infos: Kanton Schaffhausen