Das Projekt LIFE-Eurokite Plus hat auf Basis von Bewegungsdaten von mehr als 2000 Vögeln die wichtigsten Todesursachen des Rotmilans ermittelt. Damit liegen erstmals wissenschaftlich belastbare Zahlen zur Mortalität des für Europa wichtigen Greifvogels vor. Eine entscheidende Erkenntnis: Windenergie spielt in Deutschland wie auch europaweit eine untergeordnete Rolle.
Das Projekt LIFE-Eurokite Plus ist ein in der Ornithologie einmaliges Forschungsprojekt, da es mit GPS-gestützten Bewegungsdaten sowie mit Obduktionsanalysen gestorbener Vögel arbeitet. Diese wissenschaftliche Tiefe ist verbunden mit der bisher unerreichten Anzahl von über 2000 telemetrierten Vögeln in der Europäischen Union und der Schweiz. Diese wurden in Spanien und anderen europäischen Ländern besendert und bei ihren Streifzügen über ganz Europa hinweg verfolgt.
Über eine ganze Lebenszeit
Erstmalig wird nicht mit Zufallsfunden gearbeitet, sondern eine grosse Zahl an Vögeln über ihren gesamten Lebenszeitraum hin beobachtet. Unabhängig vom Fundort der toten Tiere wurden diese in jedem Fall obduziert, um die Todesursache klar zu bestimmen. Das heisst: Auch wenn ein toter Vogel an einer Autobahn gefunden wurde, wurde das Tier trotzdem obduziert, um prüfen zu können, ob es beispielsweise einer Vergiftung erlegen war. Die Studie produziert damit erstmals Daten von hoher wissenschaftlicher Belastbarkeit und Güte.
Schienen- und Strassenverkehr
Unter den Todesursachen in Deutschland liegt das Gefressenwerden durch andere Tiere mit rund 41 % der Todesfälle auf Platz eins. Mit deutlichem Abstand folgt auf dem zweiten Platz der Schienenverkehr. Mehr als elf Prozent der besenderten Vögel kamen hier zu Tode. Ebenfalls rund zehn Prozent der Tiere starben im Strassenverkehr. Damit sind diese drei Faktoren gemeinsam für fast 63 % aller Todesfälle verantwortlich. Die Windenergie rangiert mit 8,3 % auf Platz fünf von zehn untersuchten Faktoren. Nun steht fest: Windenergieanlagen sind keine existenzielle Bedrohung für den Rotmilan.
Bestand in der Schweiz steigt
Diese Erkenntnisse decken sich mit den Zahlen zum Bestand des Rotmilans. Dieser ist in Deutschland in den vergangenen Jahren ungeachtet des weiter voranschreitenden Ausbaus der Windenergie an Land stabil geblieben. Zudem sinkt mit steigender Höhe der Anlagen die Kollisionswahrscheinlichkeit deutlich, da sich die Rotoren inzwischen zunehmend ausserhalb des Flugbereichs des Rotmilans befinden. Auf der Homepage der Vogelwarte Schweiz ist bezüglich des Rotmilans in der Schweiz zu lesen: «Der Rotmilan hat sich bei uns in den letzten Jahrzehnten deutlich ausbreiten können.»
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden im Oktober 2024 bei der Wingspan-Conference in Brüssel vorgestellt.
Quellen: Deutscher Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) und Suisse Eole
Diese wissenschaftliche Tiefe der Studie ist verbunden mit der bisher unerreichten Anzahl von über 2000 telemetrierten Vögeln in der Europäischen Union und der Schweiz. Bild: Luisa Münter